Vor der Implantatbehandlung müssen Ihre allgemeine und orale Gesundheit durch eine umfassende Untersuchung bewertet, eine präzise Behandlungsplanung mittels dreidimensionaler Bildgebung durchgeführt und der Kieferknochen für das Implantat vorbereitet werden. Nach der Behandlung bestehen die kritischsten Schritte darin, die postoperativen Anweisungen des Zahnarztes vollständig zu befolgen, eine makellose tägliche Mundhygiene rund um das Implantat mit speziellen Methoden sicherzustellen und die festgelegten professionellen Kontrolltermine unbedingt einzuhalten. Der sorgfältige und disziplinierte Ansatz in diesen beiden Phasen bestimmt den Behandlungserfolg direkt und bildet die Grundlage für eine langfristige und problemlose Nutzung der Implantate.
Bin ich eine gute Kandidatin/ein guter Kandidat für eine Implantatbehandlung?
Der Erfolg einer Implantatbehandlung beginnt in erster Linie damit, genau zu beurteilen, ob Sie für diese Behandlung geeignet sind. Diese Erstberatung ist gewissermaßen der wichtigste Schritt, in dem wir die Roadmap der Behandlung zeichnen. Ziel ist es nicht nur zu sagen „ja, ein Implantat ist möglich“, sondern Ihre individuellen Risiken zu identifizieren und zu planen, wie wir diese bestmöglich managen.
Zunächst wird Ihr allgemeiner Gesundheitszustand genau unter die Lupe genommen. Einige systemische Erkrankungen können den Einheilungsprozess des Implantats in den Knochen oder die Wundheilung beeinflussen. Ebenso spielen bestimmte Gewohnheiten eine direkte Rolle für den Behandlungserfolg. In der modernen Zahnmedizin werden diese Situationen jedoch nicht mehr als „Hindernisse“, sondern als „zu managende Bedingungen“ betrachtet. Das heißt: Das Vorliegen dieser Umstände bedeutet nicht, dass Sie kein Implantat bekommen können; vielmehr erfordert es eine sorgfältigere Behandlungsplanung und eine umsichtigere Nachsorge.
Einige wichtige Faktoren, die den Implantaterfolg beeinflussen können, sind:
- Nicht eingestellter Diabetes
- Rauchen
- Starker Alkoholkonsum
- Bestimmte Bluterkrankungen
- Immunsuppressive Erkrankungen
- Strahlentherapie im Kopf-Hals-Bereich
- Einnahme von Bisphosphonaten (Knochenmedikamente)
- Unzureichende Mundhygienegewohnheiten
- Frühere schwere Zahnfleischerkrankung (Parodontitis)
Zusätzlich zu dieser Liste ist auch Ihre intraorale Untersuchung von vitaler Bedeutung. Im Bereich der Implantatinsertion muss ausreichend Kieferknochen in Menge und Qualität vorhanden sein. Der Knochen ist das Fundament des Implantats. Gleichzeitig muss das Zahnfleisch, das das Implantat wie eine Decke umhüllen wird, gesund, dick und fixiert (keratinisiert) sein. Dünnes und minderwertiges Zahnfleisch kann im Laufe der Zeit zurückweichen und sowohl ästhetische Probleme als auch eine Anfälligkeit für Infektionen rund um das Implantat begünstigen. Daher werden bei der Erstuntersuchung sowohl Knochen als auch Zahnfleisch detailliert beurteilt und – falls nötig – präimplantologische Maßnahmen zur Stärkung dieser Gewebe geplant.
Warum ist Planung für ein erfolgreiches Implantat so wichtig?
Das Geheimnis einer erfolgreichen Implantatbehandlung ist das Denken „vom Ende her“. Wir nennen dies „prothesenorientierte Planung“. Die Logik ist sehr einfach: Zuerst entwerfen Sie das Gebäude selbst und entscheiden dann, wo Sie das Fundament so legen, dass es dieses Gebäude am stabilsten trägt. So ist es auch bei der Implantattherapie. Zunächst entwerfen wir den schönen und funktionellen neuen Zahn (Porzellankrone oder -brücke), den wir in Ihrem Mund sehen möchten. Anschließend berechnen wir millimetergenau, wo im Kieferknochen, in welchem Winkel und in welcher Tiefe das Implantat positioniert werden muss, damit es diesen Zahn in der idealen Position trägt.
Dieser Ansatz stellt sicher, dass das Implantat nicht nur an eine „bequeme“ Stelle mit viel Knochen gesetzt wird, sondern an die „richtige“ Stelle im Hinblick auf Ästhetik und Funktion. Ein falsch positioniertes Implantat kann dazu führen, dass darauf ein unnatürlich wirkender und schwer zu reinigender Zahnersatz nötig wird. Nicht gut zu reinigende Bereiche führen im Laufe der Zeit zu Bakterienansammlungen und Knochenverlust um das Implantat und verkürzen dessen Lebensdauer.
Heutzutage nutzen wir bei dieser Planung alle Vorteile der digitalen Technologie. Die mit Intraoralscannern aufgenommenen dreidimensionalen digitalen Abdrücke werden mit den Tomografie-Aufnahmen kombiniert. Dank Computersoftware haben wir die Möglichkeit, die Operation schon vorab virtuell mehrfach zu simulieren und das bestmögliche Ergebnis zu planen. Sogar mithilfe patientenspezifischer, auf dieser digitalen Planung basierender „chirurgischer Schablonen“ kann das Implantat während der Operation fehlerfrei an der geplanten Position inseriert werden. Diese akribische Planungsphase ist der Schlüssel für einen vorhersagbaren, sicheren Ablauf ohne Überraschungen.
Warum wird vor der Implantatoperation eine Tomografie angefertigt?
Die Implantatchirurgie ist ein sensibler Eingriff, der Arbeiten im Verborgenen erfordert. Traditionelle Panoramaröntgenbilder geben uns eine allgemeine Vorstellung vom Kieferknochen, doch diese zweidimensionalen Aufnahmen gleichen einer Karte, die nur die breitesten Hauptstraßen zeigt; sie liefern keine Details über Nebenstraßen, wichtige Gebäude oder Gefahrenbereiche. Wir können lediglich die Höhe und die allgemeine Form des Knochens erkennen, nicht aber seine – für uns kritische – „Dicke“ oder die darin verlaufenden lebenswichtigen anatomischen Strukturen.
An diesem Punkt kommt die in der modernen Implantologie unverzichtbare Digitale Volumentomografie (DVT/CBCT) ins Spiel. Die Tomografie liefert uns eine dreidimensionale, detaillierte Karte Ihres Kiefers mit nahezu GPS-ähnlicher Präzision. Dies ermöglicht es uns, den Eingriff mit maximaler Sicherheit durchzuführen.
Dank der Tomografie erhalten wir folgende wichtige Informationen:
- Millimetergenaue Messung von Knochenhöhe, -breite und vor allem -dicke
- Verlauf des Nervenkanals im Unterkiefer, der die Lippe sensibel versorgt
- Grenzen und Volumen der Kieferhöhlen im Oberkiefer
- Knochenqualität und -dichte
- Vorliegen unerwarteter Pathologien wie retinierte Zähne oder Zysten
Dieses Vorwissen reduziert das Risiko schwerwiegender Komplikationen wie Nervverletzungen (z. B. dauerhafte Lippenbetäubung) oder Kieferhöhlenperforation während der Operation nahezu auf Null. Ist der Knochen unzureichend, planen wir dank Tomografie auch die benötigte Knochenaufbaumenge am genauesten. Kurz gesagt: Die Tomografie ist nicht nur eine Untersuchung, sondern die wichtigste Maßnahme für Ihre Sicherheit und den Behandlungserfolg.
Wenn ich nicht genug Knochen habe, ist ein Implantat dann unmöglich?
Nach Zahnextraktionen oder in lange zahnlosen Bereichen kommt es ganz natürlich zu einem gewissen Knochenabbau. Manchmal führt dieser Abbau dazu, dass nicht genug Knochenvolumen für eine stabile Implantation verbleibt. Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie Ihren Implantatwunsch aufgeben müssen. Heute stehen sehr erfolgreiche und vorhersagbare Methoden zur Wiederherstellung fehlenden Knochens zur Verfügung.
Die erste davon ist die sogenannte „Socket Preservation“ (Alveolenerhalt) direkt im Anschluss an die Zahnextraktion. Durch Einbringen von Knochenersatzmaterial (Knochengranulat/Graft) in die entstandene Alveole wird einem Kollaps des Knochens vorgebeugt. Dieser präventive Ansatz macht eine spätere Implantation deutlich einfacher.
Bei ausgeprägterem Knochenverlust kommen fortgeschrittene Techniken wie die „Geführte Knochenregeneration“ (GBR) zum Einsatz. Dabei wird der defizitäre Bereich mit Knochenersatzmaterial aufgefüllt und mit einer speziellen Membran abgedeckt. Diese Membran hält die schnell heilenden Weichgewebszellen fern und verschafft den langsamer arbeitenden Knochenbildungszellen Zeit und Raum zur Neubildung von Knochen.
Für diese Eingriffe stehen verschiedene Knochentransplantat-Typen zur Verfügung:
- Autogene Transplantate (körpereigener Knochen)
- Allografts (menschliche Spenderknochen aus der Gewebebank)
- Xenografts (tierischen Ursprungs)
- Alloplaste (synthetische Materialien)
Welches Material verwendet wird, entscheidet Ihre Zahnärztin/Ihr Zahnarzt je nach Ausmaß und Lokalisation des Defekts. Autogener Knochen gilt, weil er lebende Zellen enthält, als „Goldstandard“, erfordert jedoch ein zweites Entnahmegebiet. Die anderen Materialien vermeiden dies, erhöhen den Patientenkomfort und liefern äußerst erfolgreiche Ergebnisse. Knochenaufbau kann die Gesamtbehandlungszeit um einige Monate verlängern, sorgt aber dafür, dass Ihr Implantat auf einem soliden Fundament ruht und langfristig erfolgreich ist.
Was ist Sinuslifting bei der Implantatbehandlung für die oberen hinteren Zähne?
Die hinteren Bereiche des Oberkiefers beherbergen unmittelbar oberhalb der Molarenwurzelspitzen anatomische Luftkammern, die sogenannten Kieferhöhlen (Sinus maxillares). Nach Zahnextraktionen senken sich diese Kieferhöhlen nach unten ab und zugleich baut sich der darunterliegende Knochen ab. Treffen beide Umstände zusammen, verbleibt nicht genügend vertikale Knochenhöhe für ein Implantat. In solch einer Situation ein Implantat zu setzen, wäre, als würde man es in einen Hohlraum setzen – es hätte keinen Halt.
Der spezielle Knochenaufbau zur Lösung dieses Problems heißt „Sinuslift“ bzw. „Sinusbodenaugmentation“. Man kann dies damit vergleichen, die Decke eines Raumes mit niedriger Deckenhöhe anzuheben, um mehr nutzbaren Raum zu schaffen. Während der Operation wird die Schleimhaut, die die Kieferhöhle auskleidet (Sinusmembran), vorsichtig nach oben angehoben. In den neu entstandenen Raum wird Knochenersatzmaterial eingebracht, um ein neues Knochenvolumen zu schaffen, in das das Implantat eingesetzt werden kann.
Der Eingriff kann auf zwei Arten erfolgen. Wenn viel Knochen benötigt wird, wird die „offene Technik“ bevorzugt, bei der ein kleines Fenster in die Seitenwand des Sinus geschaffen wird. Bei geringerem Knochenbedarf wird die „geschlossene Technik“ angewandt, bei der der Zugang über das Implantatbett erfolgt. Diese Technik ist weniger invasiv. Nach dem Sinuslift wird dem eingebrachten Material typischerweise 6–9 Monate Zeit zur Ausreifung gegeben, danach können die Implantate sicher inseriert werden.
Nach einem Sinuslift sollten Sie einige wichtige Punkte beachten:
- In den ersten Wochen nach der Operation nicht schnäuzen.
- Wenn Sie niesen müssen, niesen Sie mit offenem Mund.
- Keine Strohhalme benutzen.
- Keine Luftballons aufblasen oder Blasinstrumente spielen.
- Vor Flugreisen oder Aktivitäten mit Druckveränderungen Rücksprache mit dem Zahnarzt halten.
Was erwartet mich am Tag der Implantatoperation?
Nach sorgfältiger Planung ist die Implantatoperation ein komfortabler, schmerzfreier Eingriff, der in der Regel unter Lokalanästhesie durchgeführt wird. Die meisten Patientinnen und Patienten berichten, dass dieser Eingriff einfacher als eine Zahnextraktion ist. Der Erfolg der Operation hängt davon ab, in steriler Umgebung und unter Beachtung biologischer Grundsätze zu arbeiten.
Eine der kritischsten Phasen ist die Aufbereitung des Implantatbetts (Osteotomie) im Knochen. Dabei ist es lebenswichtig, eine Überhitzung des Knochens zu vermeiden. Steigt die Knochentemperatur über 47 °C, sterben Knochenzellen ab und das Implantat kann nicht einheilen. Um dies zu verhindern, wird das Implantatbett mit speziellen Bohrern bei niedriger Drehzahl und – vor allem – mit reichlicher, kontinuierlicher Kühlung durch sterile, kalte Kochsalzlösung aufbereitet. Das ist, als würde man den Boden sorgfältig vorbereiten, bevor man eine empfindliche Pflanze einsetzt.
Nach dem Einbringen des Implantats gibt es zwei Vorgehensweisen: Entweder wird das Implantat vollständig vom Zahnfleisch bedeckt (zweizeitige Chirurgie) oder es wird ein heilender Aufsatz (Gingivaformer) eingesetzt, der durch das Zahnfleisch hindurchragt (einzeitige Chirurgie). Die zweizeitige Methode ermöglicht eine geschützte Einheilung unter dem Zahnfleisch und wird besonders bei gleichzeitigem Knochenaufbau bevorzugt. Die einzeitige Methode erhöht den Patient:innnenkomfort, da kein zweiter Eingriff nötig ist, und kann in geeigneten Fällen sicher angewandt werden. Die Operationsdauer variiert je nach Anzahl der zu setzenden Implantate; für ein einzelnes Implantat beträgt sie in der Regel 30 bis 60 Minuten.
Wann bekomme ich nach dem Implantat meinen neuen Zahn?
Die am häufigsten gestellte Frage lautet: Wie lange nach der Implantation erhalte ich meinen neuen Zahn? Darauf gibt es keine einheitliche Antwort, denn das Timing hängt vollständig von Ihrer Knochenstruktur und der intraoperativ erreichten Primärstabilität des Implantats ab – also davon, wie fest es initial im Knochen verankert wurde. Diese Primärstabilität ist der wichtigste Faktor für alle weiteren Entscheidungen.
Für den Zeitpunkt der Eingliederung des Zahnersatzes gibt es verschiedene Protokolle:
- Sofortbelastung (Zahn am selben Tag): Am Tag der Implantation wird eine temporäre festsitzende Versorgung eingesetzt.
- Frühbelastung: Einige Wochen nach der Implantation wird der Zahnersatz eingesetzt.
- Konventionelle Belastung: Nach 2–6 Monaten, wenn das Implantat vollständig in den Knochen integriert ist, wird der Zahnersatz eingesetzt.
Das „Zahn-am-selben-Tag“-Protokoll ist besonders attraktiv, weil es die zahnlose Phase im ästhetischen Bereich eliminiert, ist jedoch nicht für alle geeignet und erfordert sehr strenge Voraussetzungen. Unabdingbar sind eine sehr gute Knochenqualität und das Einbringen des Implantats mit hoher Einschraubkraft (hohe Primärstabilität). Ist diese primäre Stabilität nicht ausreichend, ist Geduld die sicherste Strategie, damit das Implantat in Ruhe mit dem Knochen verwachsen kann. Eine zu frühe Belastung kann die Osseointegration verhindern und zum Misserfolg führen. Daher wird der Zeitpunkt der Eingliederung auf Grundlage wissenschaftlicher Daten und intraoperativer Messungen bestimmt.
Wie sollte die Medikation nach dem Implantat erfolgen?
Die Medikation nach der Implantatchirurgie wird so geplant, dass Sie einen komfortablen Heilungsprozess haben und das Infektionsrisiko minimiert wird. Moderne Ansätze zielen darauf ab, unnötige Medikamentengaben zu vermeiden.
Antibiotikagabe: Früher wurden vor oder nach jeder Implantation routinemäßig Antibiotika verordnet. Aufgrund zunehmender Antibiotikaresistenzen und neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse hat sich dieser Ansatz geändert. Eine Antibiotikagabe ist heute nicht mehr für jede:n Patient:in Standard. Bei einer einfachen Implantation bei gesunden Personen ist in der Regel kein Antibiotikum erforderlich. Die Entscheidung erfolgt risikobasiert. Nach umfangreichen Eingriffen wie Sinuslift oder größerem Knochenaufbau oder bei patientenseitigen Risikofaktoren (z. B. Diabetes) kann prophylaktisch ein Antibiotikum verordnet werden.
Schmerzmanagement: Postoperative Schmerzen sind meist mild bis moderat und innerhalb der ersten 1–2 Tage gut kontrollierbar. Nicht-opioide Medikamente sind die erste Wahl. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Naproxen-Natrium sind sowohl zur Schmerzlinderung als auch zur Reduktion von Ödemen (Schwellungen) sehr wirksam. Eine Einzeldosis etwa eine Stunde vor dem Eingriff kann den postoperativen Komfort deutlich erhöhen.
Während der Heilungsphase sollten Sie die Empfehlungen Ihres Zahnarztes beachten:
- Nehmen Sie die verordneten Medikamente in der angegebenen Dosis und zum angegebenen Zeitpunkt ein.
- In den ersten 24 Stunden äußerlich kalte Kompressen im Operationsbereich anwenden.
- Einige Tage lang heiße, harte und körnige Speisen vermeiden.
- Viel Flüssigkeit zu sich nehmen.
- Auf Rauchen und Alkohol verzichten.
Woran erkennt man, dass das Implantat mit dem Knochen verwachsen ist?
Das biologische „Wunder“ der Implantattherapie ist die sogenannte Osseointegration. Dabei verbinden sich die Titanoberfläche des Implantats und lebende Knochenzellen zu einer Einheit. Der Knochen „akzeptiert“ das Implantat und umfasst es fest. Damit wir Ihren Zahnersatz sicher eingliedern können, müssen wir sicher sein, dass dieser Prozess erfolgreich abgeschlossen ist.
Traditionell erfolgt diese Kontrolle mit einfachen klinischen Tests. Es wird geprüft, ob Beweglichkeit vorhanden ist – schon die kleinste Bewegung gilt als Misserfolg. Zudem wird das Implantat leicht mit einem Instrument beklopft und der Klang beurteilt; ein im Knochen integriertes Implantat erzeugt einen klaren, metallischen Ton.
Heutzutage ermöglichen Technologien eine deutlich sensiblere und objektivere Beurteilung. Am bekanntesten ist die Resonanzfrequenzanalyse (RFA). Dabei wird ein spezieller Aufsatz am Implantat befestigt und ein Gerät misst die Stabilität des Implantats im Knochen; das Ergebnis ist ein „ISQ“-Wert (Implant Stability Quotient) zwischen 1 und 100. Ein hoher ISQ-Wert bedeutet hohe Stabilität. Am Tag der Implantation wird ein Ausgangswert gemessen. Wird dieser Messwert am Ende der Heilungsphase wiederholt und zeigt sich eine Erhöhung, bestätigt dies die erfolgreiche Osseointegration wissenschaftlich. So stützen wir die Entscheidung über den Eingliederungszeitpunkt auf harte Daten statt auf subjektive Eindrücke.
Ist professionelle Nachsorge notwendig, um die Lebensdauer von Implantaten zu verlängern?
Unbedingt. Eine erfolgreiche Implantatbehandlung endet nicht mit dem Einsetzen des Zahnersatzes – im Gegenteil, sie beginnt erst dann. Denken Sie an Ihre Implantate wie an ein Luxusauto mit lebenslanger Garantie, das jedoch regelmäßige Wartung erfordert. So wie regelmäßige Öl- und Kühlmittelkontrollen für die Motorengesundheit wichtig sind, ist die regelmäßige professionelle Nachsorge essenziell für die Gesundheit Ihrer Implantate. Diese Sitzungen nennen wir „Unterstützende Periimplantitis-Therapie“ (UPIT) bzw. Supportive Peri-Implant Therapy (SPIT).
Die Frequenz dieser Sitzungen wird je nach Risikoprofil auf alle 3, 4 oder 6 Monate festgelegt. Bei diesen Kontrollen erfolgt nicht nur eine Zahnreinigung, sondern es wird gleichsam ein Gesundheitsprotokoll Ihrer Implantate erstellt.
Bei jeder professionellen Nachsorge werden folgende Punkte überprüft:
- Gesundheit des periimplantären Zahnfleisches (Sondierungsblutung)
- Taschensondierungstiefen
- Niveau Ihrer Mundhygiene (Plaquekontrolle)
- Ob das Implantat oder der darauf befindliche Zahnersatz beweglich ist
- Festigkeit der Prothetikschraube
- Ob Ihre Okklusion (Biss) das Implantat übermäßig belastet
- Einmal jährlich per Röntgen der Knochenstand um das Implantat
Im Anschluss werden Implantatoberflächen und Prothesen mit speziellen, schonenden Instrumenten (Aufsätze aus Kunststoff, Titan oder Carbon, spezielle Polierpulver) von Biofilm und Zahnstein befreit. Diese regelmäßige Pflege ermöglicht es, potenzielle Probleme (z. B. Zahnfleischentzündung oder Knochenabbau) frühzeitig zu erkennen und zu stoppen. Denken Sie daran: Die Lebensdauer eines vernachlässigten Implantats kann kürzer sein als die eines gut gepflegten natürlichen Zahns.
Welche Erkrankungen gibt es rund um Implantate und wie lassen sie sich verhindern?
Implantate bekommen keine Karies, aber wie bei natürlichen Zähnen sind das umliegende Zahnfleisch und der Knochen anfällig für Infektionen. Der bakterielle Biofilm rund um das Implantat kann zu zwei Hauptproblemen führen, die „periimplantäre Erkrankungen“ genannt werden. Die Unterscheidung dieser beiden Zustände ist für die richtige Therapie entscheidend.
Die erste und mildere Form ist die periimplantäre Mukositis. Sie entspricht der Gingivitis (Zahnfleischentzündung) an natürlichen Zähnen, beschränkt auf das Weichgewebe rund um das Implantat. Es handelt sich um eine reversible Entzündung.
Anzeichen einer periimplantären Mukositis:
- Blutung des Zahnfleisches um das Implantat (wichtigstes Zeichen)
- Rötung des Zahnfleisches
- Schwellung des Zahnfleisches
In diesem Stadium liegt noch kein Knochenverlust vor.
Die gute Nachricht: Mit professioneller Reinigung und verbesserter häuslicher Pflege klingt dieser Zustand vollständig ab – eine Art „Gelbe Karte“.
Wird diese Warnung ignoriert und die Mukositis nicht behandelt, kann sie zu einer deutlich ernsteren Periimplantitis fortschreiten. Diese entspricht der Parodontitis an natürlichen Zähnen, die mit Knochenabbau einhergeht. Hier beschränkt sich die Entzündung nicht auf das Zahnfleisch, sondern erfasst auch den stützenden Knochen und führt zu dessen Abbau.
Anzeichen einer Periimplantitis:
- Blutung und/oder eitrige Sekretion aus dem Zahnfleisch
- Zunahme der Sondierungstiefe
- Fortschreitender Knochenverlust im Röntgenbild (sicherstes Zeichen)
- In fortgeschrittenen Fällen Beweglichkeit des Implantats
Die Periimplantitis ist irreversibel. Ziel der Behandlung ist es, das Fortschreiten zu stoppen; oft ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich. Die effektivste Prävention ist einfach: exzellente Mundhygiene und regelmäßige professionelle Kontrollen niemals vernachlässigen.
Wie pflege ich meine Implantate zu Hause am besten?
Die größte Rolle für eine lange und gesunde Lebensdauer Ihrer Implantate spielen Sie selbst. Der Behandlungserfolg beruht auf Teamarbeit zwischen Ihnen und uns – und in diesem Team sind Sie praktisch „Co-Therapeut:in“. Das Schicksal einer Investition in Millionenhöhe hängt von der korrekten täglichen Anwendung weniger Euro teurer Bürsten und Interdentalreiniger ab.
Implantate unterscheiden sich anatomisch von natürlichen Zähnen und erfordern besondere Sorgfalt bei der Reinigung. Besonders der Halsbereich, an dem das Implantat durch das Zahnfleisch austritt, sowie die Kontaktflächen zu den Nachbarzähnen sind prädestiniert für Plaqueansammlungen.
Die grundlegenden Hilfsmittel für eine effektive häusliche Pflege:
- Eine weiche oder mittelharte Zahnbürste (vorzugsweise elektrische/rotierende Bürsten)
- Interdentalbürsten (in verschiedenen Größen)
- Speziell für Implantate entwickelte Zahnseide (dick, schwammig)
- Munddusche (Water Flosser)
- Einbüschelbürsten
Zweimal tägliches Zähneputzen ist Standard. Entscheidend ist jedoch die Interdentalreinigung. Interdentalbürsten sind die effektivsten Instrumente zur Reinigung der Seitenflächen von Implantaten. Wählen Sie eine zur Lücke passende Bürstengröße und reinigen Sie behutsam mit Vor-/Zurückbewegungen. Für Einzelimplantatkronen ist die „Schuhputzer-Technik“ mit schwammiger Zahnseide sehr wirksam: Führen Sie die Seide 360° um den Implantathals. Mundduschen sind besonders hilfreich zur Reinigung unter Brücken oder schwer zugänglichen Prothesen. Die für Sie optimale Technik und die passenden Hilfsmittel werden Ihnen nach Eingliederung Ihres Zahnersatzes von Ihrer Zahnärztin/Ihrem Zahnarzt oder der Dentalhygienikerin ausführlich gezeigt.

Der Kinderzahnarzt Assoz. Prof. Dr. Sezin (Sezgin) Özer, der die Samsun Bafra Anatolische Oberschule und die Fakultät für Zahnmedizin der Hacettepe-Universität absolvierte, schloss seine Promotion in der Abteilung für Kinderzahnheilkunde (Pedodontie) an der Fakultät für Zahnmedizin der Ondokuz-Mayıs-Universität ab. Zwischen 2001 und 2018 arbeitete er dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter, Spezialist und Dozent. Im April 2018 verließ er die Universität und begann, in seiner eigenen Kinderzahnarztpraxis zu arbeiten.

